Ein Blick auf dieses Buch

Wertschätzung ist heute „in“!

Ohne Wertschätzung scheint es nicht mehr zu gehen, insbesondere, seitdem Wertschätzung als Produktivitätsfaktor für Unternehmen entdeckt wurde. Organisationen, in denen die Mitarbeiter und insbesondere Führungskräfte öfter einmal Danke sagen und ihre Mitmenschen ehrlich loben und anerkennen, genießen eine erhöhte Mitarbeiterbindung und bringen tatsächlich bessere Ergebnisse hervor.

Da schon jedes Kind weiß, wie Loben, Anerkennen oder Danke Sagen funktioniert, scheint das Erzeugen von mehr Wertschätzung keine große Sache zu sein.

Wenn es denn so einfach wäre! Auch ein Kuchen wird kein Kuchen, wenn wir nur Zucker, Eier, Hefe, Milch und Mehl zusammenrühren. Zwei wichtige „Zutaten“ fehlen dabei nämlich: Wärme und Zeit.

Es wäre entsprechend viel zu kurz gegriffen, Wertschätzung im Unternehmen darauf zu reduzieren, dass Führungspersonen lediglich ausreichend Lob- und Anerkennungsbonbons verteilen.
Fehlende Wertschätzung hat mehrere Ursachen, allen voran ein mangelndes Bewusstsein für die Prinzipien und die Auswirkungen einer authentisch wertschätzenden Haltung.

Auf der Suche nach wirtschaftlichem Erfolg und dem Optimieren von Leistungsfaktoren übergehen wir oft, häufig sogar Tag für Tag, Bedürfnisse und sinnvolle Anliegen unseres menschlichen Seins, die im Grunde leicht mit einem effektiven Arbeiten vereinbar wären. Damit verzichten wir jedoch unwissentlich auf wertvolle Ressourcen praktizierter Wertschätzung wie Flow, Arbeitsfreude, Leichtigkeit, nachhaltige Wirksamkeit und Wertschöpfung, auf Sinnempfinden und gute synergetische Verbindungen.

Es grenzt an Verschwendung von Lebenszeit, diese Qualitäten beim Arbeiten nicht voll zu nutzen – schließlich verbringen wir einen Großteil unserer Lebenszeit damit! Wenn Führungskräfte nicht die nötige Zeit dafür verwenden, die häufig vernachlässigten Wertschätzungszutaten zu (re)aktivieren, sie einzumischen und mit Energieaufwand einen Verwandlungsprozess zu initiieren, fällt die gute Absicht von mehr Wertschätzung wie ein Kuchenteig schnell zusammen und das Ergebnis wird klebrig und pampig.

Stellen Sie sich zur Veranschaulichung einen kritikfreudigen Chef vor, der plötzlich damit beginnt, sich bei seinen Mitarbeitern zu bedanken. Wie würde dies üblicherweise ankommen? Seine Mitarbeiter würden denken:

  • Was will er denn jetzt von mir?
  • Stimmt etwas nicht mit mir?
  • Das geht schon wieder vorbei, bestimmt war er gerade auf einem Seminar.
  • Ist etwas im Busch und er macht auf Schönwetter?

Thomas Gordon, ein Pionier der humanistischen Psychologie, schrieb in seinem Weltbestseller „Die Familienkonferenz“ unter dem Stichwort „Die typischen Zwölf“, dass die meistverbreitetsten Arten, Menschen zu führen, wie Anordnen, Belehren, Überzeugen oder Loben, Andere misstrauisch werden und mit innerer Abwehr reagieren lässt. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Wertschätzung ist keine Technik, die man wie eine Formel anwenden kann. Sie ist auch kein Trick, Mitarbeiter zum besseren Arbeiten zu motivieren. Wertschätzung beginnt bei einer Haltung, einer Art zu sein, die Würdigung, Einfühlungsvermögen, Vertrauen, Mitmenschlichkeit und Achtsamkeit zum Ausdruck bringt und dazu noch nicht einmal unbedingt Worte benötigt.

„Wer du bist ist lauter als was du sagst.“
Unbekannter Autor

Bei Wertschätzung geht es also in erster Linie um unser Sein, aus dem heraus wir dann handeln, nicht umgekehrt. Diese Reihenfolge finden Sie auch im Aufbau dieses Buches wieder: Basierend auf dem Wertschätzer Ampelmodell, das verschiedene Stufen unseres Bewusstseins und die daraus resultierenden Handlungsoptionen im Arbeitsleben unterscheidet, gewinnen Sie auf einfache Weise eine neue Perspektive über Ihre ganz persönliche Art zu sein. Gleichzeitig wird ersichtlich, in welchen unterschiedlichen „Bewusstseins-“ oder auch unbewussten Sein-Zuständen ein System, ein Unternehmen, oder eine Organisation lebt. Dieses Verständnis gibt Ihnen eine sichere Basis für nächste angemessene Handlungsschritte und konkrete Praktiken.

Im darauf folgendem Kapitel finden Sie sieben zentral wichtige Bereiche oder Handlungsfelder. Hier stehen Ihnen jeweils „Durchbrüche“ in Aussicht. Die Bezeichnung „Durchbruch“ beschreibt einen Wechsel in ein neues Paradigma, hinein in ein neues Erleben Ihres Arbeitsalltags, in dem andere Gesetzmäßigkeiten wirken und sich frische unternehmerische Möglichkeiten eröffnen...

… eine neue Idee, deren Zeit gekommen ist, bringt so umfassende Veränderungen, dass sie unsere bisherigen Vorstellungen weit übertreffen. Wundern Sie sich daher bitte nicht, wenn die in Aussicht gestellten Durchbrüche Ihnen vielleicht zunächst seltsam oder sogar weltfremd erscheinen. Diese nicht für möglich zu halten oder die Vorreiter gar für verrückt zu erklären, ist völlig normal und Teil eines jeden umfassenden Veränderungsprozesses...

...Konkrete Antworten und Hinweise, wie Sie einen konstruktiven Paradigmawechsel einleiten und durchführen können, finden Sie im 3. Kapitel. Jeder hier erzielbare Durchbruch wird dabei an mindestens einem Unternehmensbeispiel illustriert. Dabei handelt es sich nicht um Vorzeigeunternehmen, sondern um ganz normale Firmen wie ein Einrichtungshaus, ein Büro für Datenverarbeitung, eine Versicherung oder ein Werk zur Bearbeitung von Aluminiumdraht.

In Kapitel 4 begegnen Sie dabei der auf dem Ampelmodell fundierenden „Wertschätzer Methode“, einem schnell wirksamen „Destillat“ aus der Erfahrung Hunderter wertschätzender Coachings und Trainings in Unternehmen. Mit dessen Hilfe können Sie unmittelbar befähigende Schritte in einem angespannten Thema gehen.

Einen abschließenden Überblick über die von uns am häufigsten genutzten empfehlenswerten Kernmethoden wie Coaching, Appreciative Inquiry, konsentorientierte Ansätze, Wertschätzende Kommunikation, Open Space und World Café finden Sie in Kapitel 5.

Eine „Toolbar“ in Kapitel 6, in der Sie alle erwähnten Werkzeuge wohlgeordnet wiederentdecken, ermöglicht Ihnen schließlich, nach Wunsch und Bedarf Ihren eigenen „Toolmix“ zusammenzustellen. Die von uns angeführten Fußnoten verweisen häufig auf vertiefende, lesenswerte Inhalte im Internet. Damit Sie sich nicht die Mühe machen müssen, die vorhandenen Links abzutippen, finden Sie unter www.wertschaetzen.com die entsprechenden Webadressen, sortiert nach den Kapiteln.

Dieses Buch ist ein Buch für die Praxis. Es will Sie immer wieder anregen, in den für Sie aktuellen Themenbereichen zu stöbern. Außer den wesentlichen Grundlagen bietet es Ihnen viele unterschiedliche Beispiele, Anregungen und praxiserprobte Tipps. Die angebotenen Übungen, Methoden, Experimente, Prozesse und Modelle laden ein, sofort mit der Umsetzung zu beginnen. So können Sie nach und nach Ihre Arbeitswelt damit zunehmend aus dem häufig vorhandenen Stress in den Bereich von Wertschätzung rücken.

Unsere Gesellschaft befindet sich bereits mitten in diesem Veränderungsprozess! Was wird erst möglich sein, wenn das hier vermittelte Wissen, das Bewusstsein und die praktischen Anwendungen so selbstverständlich Einzug in unser (Arbeits-)Leben genommen haben wie Tablets oder Smartphones?

Wir werden es erleben!

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